Wettkämpfe sind geil, ohne Frage. Aber wie sinnvoll ist es jeden Wettkampf im Kalender auch mitzunehmen? Lauftrainer Piet Koennicke hat Rat.
An sich sind Wettkämpfe das beste Training. Es gibt kein anderes Format, um genau das zu trainieren, was in einem Wettkampf verlangt wird, also den Wettkampf selbst. Selbst ein Tempodauerlauf, wo man die Wettkampfspezifik am intensivsten simuliert, kommt letztlich nicht an einen Wettkampf heran.
Es fehlt die Atmosphäre, das Flair, das besondere Kribbeln und – wenn man allein trainiert – die Konkurrenz. Denn die belebt bekanntlich das (Trainings-) Geschäft.
Doch Wettkämpfe sollten Sinn machen. In der momentanen Trainingsphase, in der nach einer möglichen Auszeit der Wiedereinstieg vollzogen ist und der Formaufbau im Vordergrund steht, kann man durchaus regelmäßig an kleineren Wettkämpfen teilnehmen – wenn das nicht mit zu viel Reiseaufwand verbunden ist.
Mit diesem Training unter Wettkampfbedingungen lässt sich die beste Qualität erzielen. Wer sich frei von der Hatz nach Bestzeiten macht und hingegen diese Läufe als gutes Mittel zum Zweck begreift und richtig einordnet, wird Freude daran haben.
Zahlen hinter dem Komma sind gut
Meist sind es Cross- und Waldläufe oder Winterlaufserien mit krummen Distanzen wie 6,3 oder 8,4 oder 12,7 Kilometer, die derzeit veranstaltet werden. Ich finde gerade die Zahlen nach dem Komma gut, denn die befreien von dem Drang, die gelaufene Zeit sofort mit den Bestzeiten eines glatten Zehners zu vergleichen.
Je nach Tagesform kann man sich richtig gut fordern und belasten, oder eben bei einer Trainingseinheit belassen, die man allein so nicht hinbekommen hätte.
Und man kann solche Läufe nutzen, um die Einteilung bei einem Wettkampf zu üben: Vielleicht mal etwas ruhiger beginnen, um am Ende noch gut zusetzen zu können – oder umgekehrt: Wer dazu neigt, eher vorsichtig zu beginnen und am Ende das Gefühl hat, dass mehr drin gewesen wäre, kann eben mal probieren, anfangs mehr Druck zu machen. Mal schauen was passiert.
Die Dosierung macht’s
In der unmittelbaren Vorbereitung für einen Haupt-Wettkampf hingegen sollte man Aufbau- und Vorbereitungswettkämpfe gut dosieren. In dieser Phase dienen sie eher dazu, die Form auszuprägen oder geplantes Renntempo zu üben.
Fazit: Läufe unter Wettkampfbedingungen sind gut, sie sind die Würze im Trainingsalltag. Vor dem Hauptwettkampf jedoch Obacht geben bei der Dosierung – sonst wird die Suppe versalzen.
Zur Person: Früher war Piet Könnicke selbst erfolgreicher Läufer, unter anderem mit einer Halbmarathon-Bestzeit von 63:40 Minuten. Heute macht er gemeinsam mit den Trainern von Go to Run reizeitläufer fit. Er betreut Läufer vom ersten Schritt bis zu den lang ersehnten 42 Kilometern. Dabei geht es nicht nur um Bestzeiten, sondern um die ganz persönliche Genugtuung des Läufers.