Laufen ist unsere große Sportliebe, aber Laufen ist nicht alles. Ein sanfter Ausgleich wäre zum Beispiel Qi-Gong. Was ist Qi-Gong? Wie geht das? Und was hat das alles mit dem Kranich zu tun?
Qi Gong, was ist das?
Qi-Gong ist eine Bewegungskunst aus China, die Übungen zur Konzentration und Meditation sowie Kampfsport-Elemente beinhaltet. Auch als Heilgymnastik und wichtiger Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin bekannt. Wörtlich übersetzt bedeutet Qi – auch Chi oder Ki genannt – Energie oder Atem.
Gong (Gung gesprochen) heißt Arbeit oder Können. Ziel von Qi-Gong ist also, die Lebensenergie zu auszubalancieren und so zu kräftigen. Man soll seine Mitte finden. Qi-Gong ist der sanfte Bruder zum kämpferischeren Tai-Chi (Schattenboxen). Nicht zu verwechseln mit Feng-Shui – das ist die harmonische Gestaltung der Lebens- und Wohnräume.
Qi-Gong, wie funktioniert das?
Qi-Gong zeichnet sich durch seine langsamen, bedächtigen Bewegungen aus. Es sieht aus wie eine Mischung aus Gymnastik, Meditation und Kampfsport – ausgeübt in Zeitlupentempo.
Die Übungen tragen poetische Bezeichnungen wie “Der Kranich fliegt über das Wasser” oder Anleitungen wie “Das Nest suchen mit sieben Schritten”. Durch die Atem- und Bewegungsformen soll das Qi in Fluss geraten und in die richtigen Bahnen gelenkt werden.
Denn Störungen im Meridiansystem führten zu Beschwerden und Krankheiten, meinen Qi-Gong-Anhänger. Mit den täglichen Übungen stimuliert man das Fluss-System und die Akupunkturpunkte, was sich wiederum positiv auf die Gesundheit auswirken soll.
Warum sollte ich Qi-Gong machen?
Qi-Gong ist Entschleunigung pur. Man konzentriert sich nur auf seinen Körper – darauf, das Qi wegzuschaufeln, in den Himmel zu blicken oder über das Meer zu fliegen, wie es in den Anleitungen heißt.
Diese bildstarke Heilgymnastik schafft im Idealfall eine ruhige, zufriedene Geisteshaltung. Statt unnötig Energie zu verbrauchen, tanken die Ausübenden Kraft und speichern sie für den Alltag.
“Qi Gong stärkt die Lebensenergie, verlängert das Leben und verhilft zu einer gesunden geistigen Verfassung”, sagt Heike Prochazka, Qi-Gong-Lehrerin aus Berlin.
Die Zeitlupen-Bewegungen sollen zudem die Selbstheilung bei chronischen Krankheiten positiv unterstützen. Gerade bei Stress, Asthma, Rücken- und Kopfschmerzen kann Qi-Gong helfen.
Kann das jeder?
Qi-Gong eignet sich hervorragend als Ausgleich zum Alltag. Auch und gerade für Menschen, sie sich nur eingeschränkt bewegen können. Es lässt sich auch im Sitzen anwenden.
Man braucht keinerlei Hilfsmittel und nur wenig Platz. Da man zwar an seinem Atem arbeitet, aber nie wirklich aus der Puste gerät, gibt es keine Altersbeschränkung.
In Asien sind es oft ältere Menschen, die Qi-Gong zum Erhalt ihrer geistigen Fähigkeit und körperlichen Flexibiliät ausüben. Bei dieser Körperform geht es nicht um Leistung oder Power, sondern um Vitalität, seelische und körperliche Ausgeglichenheit.
Risiken und Nebenwirkungen?
Das Verletzungsrisiko liegt bei geschätzten null Prozent. Sich bei den Zeitlupen-Bewegungen eine Zerrung zu holen, wäre schon eine Kunst. Das größte Risiko, das man bei Qi-Gong eingeht, ist, dass man keinerlei Wirkung spürt und sich ob der Langsamkeit langweilt.
“Meine Kursteilnehmer berichten eher von positiven Nebenwirkungen. Mehr Beweglichkeit, mehr Gelassenheit im Alltag, weniger oder keine Medikamente”, sagt Heike Prochazka.
Die härteste Übung beim Qi-Gong?
Das Loslassen, die Dinge geschehen lassen.
Was kostet Qi-Gong?
Qi-Gong-Kurse werden häufig in Volkshochschule, Fitness- oder Kampfsport-Studios angeboten. Viele Krankenkassen unterstützen die Teilnahme an Gesundheitskursen. Ist der/die Qi-Gong-Lehrer*in zertifiziert, beteiligen sich viele Kassen mit bis zu 80 Prozent an den Kosten.
Peinlichkeitsfaktor?
Eins vorweg: Qi-Gong ist kein Sport zum Angeben. Man kann nicht mit Zeiten, Gewichten oder Kilometerzahlen prahlen. Und wer im Park den Kranich fliegen lässt, wird womöglich von anderen müde belächelt. Aber wen kümmert’s? Wer konstant an seinem Qi arbeitet, steht bald gelassen über diesen oberflächlichen Lästereien.