Er ist eines der bekanntesten Gesichter im deutschen Fernsehen: Thorsten Schröder, Sprecher der ARD-“Tagesschau”. Was nicht viele wissen: Der Journalist ist ein ambitionierter Ausdauersportler. Im Interview spricht er vom Start beim Ironman und über das sportliche Talent der Kollegen.
Achilles: Herr Schröder, Sie trainieren gerade für den Frankfurter Ironman. Sind Sie als “Tagesschau”-Sprecher nicht genügend ausgelastet, oder warum tun Sie sich 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Rad fahren und einen Marathon an?
Thorsten Schröder: Das frage ich mich auch manchmal. Meine Tage sind vollgestopft mit Arbeit, Training und sonstigen Terminen. Aber ich habe einfach tierisch Lust auf eine neue sportliche Herausforderung. Ich fahre seit 15 Jahren das Cyclassics-Radrennen in Hamburg, mache seit neun Jahren Triathlon, bin den Hamburg-Marathon gelaufen. Seit Jahren schwärmen mir Freunde vom Ironman vor. Jetzt, wo ich noch keine eigene Familie habe, ist ein günstiger Zeitpunkt.
Wie klappt denn die Vorbereitung?
Bis vor ein paar Tagen lief es hervorragend, obwohl ich monatelang Probleme mit der Achillessehne hatte. Inzwischen zickt leider das Knie. Wenn ich beim Training mit Bandage am Knie um die Alster laufe, macht das bestimmt Eindruck.
Wie viel trainieren Sie jede Woche?
Bis zu 20 Stunden. Ich versuche, jede Lücke zu füllen. Je nach Dienstplan trainiere ich mal ganz früh morgens, mal abends, mal zwischendurch.
Ihr Kollege Tom Buhrow von den ?Tagesthemen? ist auch begeisterter Läufer. Ist er schneller als Sie?
In aller Bescheidenheit würde ich behaupten, dass ich bei meinem Pensum derzeit schneller bin ? sofern Tom Buhrow nicht Geheimtraining macht. Vor ein paar Jahren, als er für den Marathon trainierte, war er aber bestimmt fitter als ich.
“Ich habe an meiner Schwimmtechnik gearbeitet, seidem flutscht es”
Reden Sie mit den Nachrichtensprecher-Kollegen über den Sport?
Ja, vor allem mit Marc Bator, der gerne radelt und an den Cyclassics teilnimmt. Und mit Ingo Zamperoni, der auch Triathlon macht, ziehe ich gerne an den Start.
Trainieren Sie auch mal zusammen?
Mit Ingo Zamperoni bin ich mal zusammen Rennrad gefahren. Aber ansonsten funktioniert das nicht, denn wenn der eine frei hat, arbeitet ja der andere. Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mit diesen Einzelsportarten angefangen habe.
Wie meinen Sie das?
Jahrzehntelang konnte ich mir eine Leben ohne Ball am Fuß nicht vorstellen. Aber als es mit dem Beruf losging, stellte sich die Frage: Mit wem soll ich Fußball spielen, ich habe doch nie Zeit? Laufen, Schwimmen, Rad fahren kann ich dagegen, ohne mich nach anderen richten zu müssen.
Welche der drei Disziplinen macht Ihnen eigentlich am meisten Spaß?
Mir gefällt alles gleich gut. Ich fahre seit Ewigkeiten die Cyclassics mit, mache Urlaubsreisen auf dem Rad, zum Beispiel in den Pyränen. Beim Laufen kann ich prima abschalten, meditieren. Und früher hat mich Schwimmen gequält ? mittlerweile finde ich es grandios. Ich habe an meiner Technik gearbeitet und seitdem flutscht es, die Zeit im Becken vergeht rasend schnell.
Ende April starten sie mit NDR-Kollegen beim Hamburg-Marathon in einer Staffel. Warum laufen Sie nicht die komplette Distanz?
Als ich 2005 am Marathon teilnahm, habe ich festgestellt, dass mich dieses Distanz nicht so anfixt. Von dem langen Laufen auf Asphalt habe ich auch starke Rückenschmerzen bekommen und hatte überhaupt keinen Spaß. Jetzt habe ich meine Lauftechnik geändert und hoffe, dass diese schlimmen Schmerzen nicht mehr wiederkommen. Ein ganzer Marathon würde aber auch gar nicht in die Vorbereitung auf den Ironman passen.
“Beim Laufen tarnen? Ich bin doch kein Rockstar”
Erklären Sie, inwiefern haben Sie Ihre Lauftechnik geändert?
Ich haben einen Coach, der mir den Ironman-Trainingsplan zusammenstellt. Der hat meinen Laufstil analysiert und mir gezeigt, wie ich vom Fersenläufer zum Vorfußläufer werde. Anfangs gab das unglaublich heftigen Muskelkater, aber inzwischen macht mir das Laufen viel mehr Spaß. Ich laufe wie auf Schienen und blicke nicht mehr so neidvoll auf die anderen Läufer, die leichtfüßig um die Alster federn.
Tarnen Sie sich beim Laufen?
Nein, das ist nicht nötig. Ich bin ja kein Rockstar, der von kreischenden Teenies angefallen wird. Und mittlerweile bin ich so durchtrainiert, da muss ich nichts verstecken.
Triathleten sind meistens große Ausrüstungs-Freaks. Sie auch?
Bei der Ausrüstung bin ich eher hintendran. Ich überlege derzeit, ob ich mir noch ein spezielles Triathlon-Rad kaufen soll, oder ob mein Rennrad reicht. Ansonsten habe ich zwei Paar Laufschuhe, was wohl auch eher wenig ist. Und bis vor kurzem bin ich noch in einer schlabbrigen Jogginghose herum gelaufen. Extravagant ist höchstens meine Sportuhr, die war nicht ganz billig, hat GPS und ist wasserdicht.
Was haben Sie sich für ein sportliches Ziel gesetzt beim Ironman am 8. Juli?
In erster Linie durchhalten, erst recht, seitdem das Knie zickt. Und wenn ich es ins Ziel schaffe, dann gerne unter zwölf Stunden.
Mit was belohnen Sie sich nach dem Rennen?
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Vielleicht mache ich es wie bei meinen früheren Wettkämpfen und kaufe eine große Tüte Chips, Schokolade und einen Kasten Bier.
Thorsten Schröder, Jahrgang 1967, arbeitet als Journalist und Moderator in Hamburg. Dagmar Berghoff holte ihn 2000 als Sprecher zur ARD-Tagesschau. Als Jugendlicher spielte er vor den Toren Hamburgs Fußball für den FC Voran Ohe. Inzwischen ist der Diplom-Volkswirt in seiner Freizeit vor allem im Radsport und Triathlon aktiv.