Peter “Petair” Sowinski hat Breakletics erfunden: eine Mischung aus Breakdance-Bewegungen und Fitness-Übungen. Ein Gespräch über den richtigen Beat, das Rhythmusgefühl sowie das Workout mit der eigenen Mutter.
Achilles Running:* Breakletics klingt cool, aber steckt da wirklich auch ein neues Fitness-Konzept hinter?
Peter Sowinski: Ich wollte nicht dasselbe machen wie alle anderen auch, deshalb habe ich mir vorher viele Fitness-Programme angeschaut. Bei den meisten geht es grob gesagt um Liegestütze. Manchmal kommen Geräte oder Hilfsmittel wie Medizinbälle oder Bänder dazu, aber mir hat da was Entscheidendes gefehlt.
Und was?
Die Koordination kommt meist zu kurz: Note 6. Das sind alles lineare Übungen. Viele Menschen bauen zwar Muskeln an bestimmten Stellen auf, sind aber unbeweglich. Sie verlieren ihre Mobilität. Wer nur an geführten Geräten in Fitness-Studios trainiert, vernachlässigt das Gesamtspiel des Körpers.
Welche Muskeln beanspruche ich am meisten beim Breakletics?
Breakletics trainiert den ganzen Körper. Das Verhältnis ist etwa: 40 Prozent Oberkörper, 60 Prozent Core: also Rumpf, Beine, Gesäß. Das Gute ist, dass du schnell merkst, wo deine körperlichen Schwachstellen sind.
Ist Breakletics eine Sportart für jede*n?
Ja, jeder sollte es definitiv mal ausprobieren. Danach kann immer noch jeder entscheiden, ob er weiter macht oder nicht. Die meisten machen weiter. Man schwitzt ordentlich und geht an seine Grenzen.
Fitness-Programm – von Mama getestet
Die Breakletics-Bewegungen sind schon sehr anspruchsvoll …
Grundvoraussetzungen sind: eine Plank halten zu können und zehn Kniebeugen zu schaffen. Das sollte für jeden machbar sein. Ich möchte so viele Menschen wie möglich ansprechen. Bei der Entwicklung habe ich alle meine Übungen mit meiner Mutter ausprobiert und geschaut, ob sie die komplexen Übungen versteht und nachmachen kann.
Und?
Sie hat’s kapiert. Dazu muss ich sagen, dass sie auch nicht unsportlich ist, aber immerhin ist sie schon 60 Jahre alt. Und: Wenn ich eine Übung drei Minuten lang mache, hört sie nach 30 Sekunden auf. Aber so kann das jeder für sich individuell regulieren. Das Workout gibt’s auch online, da kann dann jeder nach seinem eigenen Tempo trainieren.
Die Übungen sind so konzipiert, dass man verschiedene Bewegungen miteinander kombiniert – und dann muss man alles noch im richtigen Takt machen: Verletzt man sich da nicht leicht?
Gar nicht. Ich bin ja Sportwissenschaftler und habe bei der Konzeption extrem darauf geachtet, dass die Knie- und Handgelenke keinen zu großen Belastungen ausgesetzt sind. Daher wechseln wir in den Kursen immer Fußarbeit mit Oberkörper-Übungen ab.
Ich mache seit 18 Jahren Breakdance, ich hatte sechs Knieoperationen und einen Bandscheibenvorfall. Seit vier Jahren mache ich Breakletics und habe mich seitdem nicht einmal verletzt.
Welche Rolle spielt die Musik?
Die Musik ist fester Bestandteil bei Breakletics. Nur so kommt man in den richtigen Flow. Dann macht’s Spaß. Mir war es wichtig, Fitness-Übungen zu entwickeln, die gewisse koordinative Ansprüche stellen und das Rhythmusgefühl herausfordern.
Wir B-Boys rühmen uns ja immer damit, den “Beat zu killen”, also bestimmte schwere Bewegungen passend zur Musik zu machen. Das will ich auch bei Breakletics erreichen. Die Musik dient nicht nur zur Motivation, sondern ist Antreiber. Wir machen alles zum Beat.
“Breakletics ist eine eigene Sportart”
Derzeit bildest du Trainer*innen aus und gibst Kurse wie auch Workshops. Wie ist es um das Rhythmusgefühl der Teilnehmer*innen bestellt?
Ich merke, dass es sehr vom Trainer abhängt, wie gut die Kursteilnehmer mitkommen. Aber generell haben die meisten nach dem Aufwärmen den Takt verstanden. Wir haben die Musik extra so produzieren lassen, dass sie leicht verständlich ist: 100 Beats per Minute, Old School Hip Hop, leicht elektronisch.
Ist Breakletics ein Weg, Breakdance zu lernen?
Nein, eigentlich nicht. Es kommt dem zwar nahe und mir war es wichtig, die Philosophie und das Flair von Breakdance beizubehalten. Breakletics ist aber eine eigenständige Sportart. Trotzdem bereitet es den Körper natürlich optimal auf Sportarten vor, bei denen der Körper sehr belastet wird. Der Fitness-Aspekt steht bei Breakletics klar im Vordergrund.
Zur Person: Peter “Petair” Sowinski, Jahrgang 1986, macht seit seiner Jugend Breakdance und hat Breakletics entwickelt – eine Mischung aus Breakdance-Bewegungen und Fitness-Übungen. Er ist Mitglied der Gruppe Flying Steps und bildet derzeit Breakletics-Trainer*innen aus. Es gibt zudem ein kostenloses Online-Programm und Ausbildungstermine für diejnigen, die gerne Trainer*innen werden möchten.
*Um die Antworten der Interviewpartner*innen nicht zu verfälschen, werden lediglich die Fragen “gegendert”.